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23. Februar 2000

Tierschutz:

Fraktionen einig

Die Bären bleiben in der Friedrichsau

Alle fordern bessere Unterbringung

HANS-ULI THIERER


Die Bären bleiben in der Friedrichsau. Weil sich alle vier Fraktionen im Ulmer Gemeinderat in dieser Frage einig sind, muss die Stadtverwaltung jetzt Vorschläge ausarbeiten, wie die drei Braunen künftig artgerechter gehalten werden können.

Keine Spur vom angekündigten Großprotest: Gerade mal eine Handvoll Tierschützer fand sich gestern Nachmittag im Ulmer Rathaus ein. Vorneweg ein kindsgroßer Plastikbär und angeführt vom Sprecher der Aktionsgruppe "Biber'', Dr. Pedro de la Fuente, sollte gegen die Absichten der Stadtverwaltung vorgegangen werden. Die hatte vorgeschlagen, nichts mehr in den Bärenzwinger in der Friedrichsau zu investieren, weil die "Zurschaustellung von Bären'' (Grünflächen-Abteilungschef Dr. Peter Laipple) nicht mehr zeitgemäß und auch keine öffentliche Aufgabe mehr sei. Daher sollten für die beiden jüngeren Bären in irgendeinem Zoo eine bessere Unterbringung gesucht und der alten Bärin noch das Gnadenbrot in Ulm gewährt, danach jedoch der Zwinger aufgelöst werden.

Eine Massendemonstration für Ulms Bären war freilich nicht notwendig. Ebenso wenig Begründungen für einen Ausbau des Zwingers, die Dr. de la Fuente vor den Mitgliedern des Fachausschusses für Stadtentwicklung und Umwelt dennoch wortreich lieferte. Auch eine von "Biber'' angeregte Bären-Kommission wird nicht ins Leben gerufen.

Denn quer über alle politischen Lager hinweg herrschte Einigkeit: Die Abschaffung kommt überhaupt nicht in Frage. "Die Bären bleiben'' (SPD-Fraktionschef Martin Rivoir), weil "sie als attraktives Element zur Friedrichsau gehören'' (CDU-Stadtrat Herbert Dörfler) und weil sie "ein sozialer Freizeitfaktor sind, denn, wer Kinder hat, der geht auch zu den Bären'' (Grünen-Stadträtin Birgit Schäfer-Oelmayer). Im Übrigen, so Rüdiger Reck (FWG), fände man eh keinen Abnehmer für die beiden jüngeren Bären, weil kein Zoo sie nähme. Und: Wo sei der Unterschied gegenüber der Tier-Zurschaustellung im Aquarium, das schließlich erweitert werden solle?

Einzig Dr. Thomas Kienle (CDU) kommentierte die Verwaltungsabsicht als "eigentlich modern und zeitgemäß'', weil nämlich kein Mensch heute mehr in einem Stadtpark einen Bärenkäfig anlegen würde. Nur: In typisch Ulmer Manier ("Man schwätzt mit den Leuten, um dann zu machen, was man will'') sei der "Biber''-Gruppe versprochen worden, ihre Belange zu berücksichtigen. Und jetzt dieser Vorschlag ... Kienle enthielt sich deshalb.

Neubau angeregt

Baubürgermeister Alexander Wetzig verfolgte die Debatte zunächst nur. Er bekam von dem Stuttgarter Wilhelma-Tierarzt und Bären-Experten Dr. Wolfram Rietscher zu hören, dass die Ulmer Bären zwar den heutigen Vorgaben des Tierschutzes entsprechend gerade noch vertretbar untergebracht seien. Mit kleineren Handgriffen, für die Rietscher die Dienste eines aus Ulm stammenden Wilhelma-Bärenpfleger anbot, könne jedoch eine bessere Haltung erreicht werden. Von aufwendigen Ausbauten des heutigen Zwingers, die Laipple je nach Größenordnung mit 800000 Mark bis einer Million Mark bezifferte, riet der Veterinär ab. Wenn schon Geld investiert werde, dann in einen Neubau in der Nähe des Aquariums, wo tagsüber durchgehend Tierpfleger zugegen seien. Rietscher: "Es darf nicht vergessen werden, dass Bären gefährliche Tiere sind.''

So fasste Wetzig zusammen: Die Bären bleiben in der Au. Die Verwaltung untersucht zwei Erweiterungsvarianten des Zwingers und zudem den Neubau eines Bärengeheges in der Nähe des Aquariums. Sie legt diese drei Varianten dann auf den Tisch. "Noch dieses Jahr'', wie Herbert Dörfler insistierte.

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