Aktionsgruppe Biber Schwörhausgasse 11 89073 Ulm |
Aktionsgruppe Biber Schwörhausgasse 11 89073 Ulm
An
Stadtverwaltung,
Gemeinderatsfraktionen,
Presse & Rundfunk
Ulm, den 4. September 1999
Stellungnahme zur Diskussion um die Erweiterung des Bärenzwingers
Sehr geehrte Damen und Herren,
die Aktionsgruppe Biber begrüßt die erneute Aufforderung der SPD-Gemeinderatsfraktion an die Stadtverwaltung Ulms, das längst überfällige "Gesamtkonzept Friedrichsau" abzugeben. Nach unseren Informationen wurde dieses Konzept von der Stadt 1998 zugesagt und im März '99 bereits einmal angemahnt.
Allerdings möchte die Aktionsgruppe Biber darauf hinweisen, dass ein solches Konzept keine zwingende Vorbedingung ist für den von ihr vorgeschlagenen Ausbau des Bärenzwingers zu einem Freigehege, das diesen Namen auch verdient. Insbesondere darf die Erarbeitung eines Gesamtkonzepts nicht als Vorwand dienen, den Ausbau weiter zu verzögern.
Sicherlich ist es sinnvoll, auch andere Alternativen zu prüfen, doch dürfen diese keinesfalls eine geringere Lebensqualität der Bären zur Folge haben, als bei Erweiterung der Anlage in das Fort Friedrichsau hinein. Nach Lage der Dinge ist aber Skepsis angebracht, ob eine vergleichbare Alternative gefunden wird.
Wir halten eine Erweiterung der Bärenanlage in das Fort Friedrichsau hinein für die eindeutig sinnvollste und zudem kostengünstigste Lösung. Sie trägt außerdem den Belangen des Denkmalschutzes voll Rechnung, wie sie am 28.07.99 vom zuständigen Gebietskonservator aus Tübingen, Dr. Kolb, vor Ort geäußert wurden. Die Idee an sich ist nicht neu: sie wurde beispielsweise vor 8 Jahren vom damaligen OB-Kandidaten Ivo Gönner während seines Wahlkampfes propagiert (Gönner damals: "Wenn man schon Bären hält, dann auf jeden Fall in einem größeren Gelände. Hierfür könnte in dem vorhandenen Fort Platz geschaffen werden.") Ebenso findet sich in einem von Dr. Laipple unterzeichneten Protokoll einer Ortsbesichtigung vom 28.10.94 die wörtliche Aussage: "Als Fernziel sollte die rückwärtige Erweiterung des Bärenzwingers ins Auge gefaßt werden."
Leider ist es uns bisher nicht gelungen, eine gemeinsame Gesprächsbasis mit dem Förderkreis Bundesfestung e.V. zu finden, auf der wir ihm unsere Vorstellungen (und die des Gebietskonservators!) über die Erweiterung der Bärenanlage im Detail erläutern könnten. In einem Schreiben an den Vorsitzenden dieses Vereins haben wir versichert, dass eine Zerstörung der historischen Bausubstanz für uns weder Ziel noch in Kauf genommene Begleiterscheinung unserer Kampagne für die Bären ist und dass die unterschiedlichen Interessen des Tier- und Denkmalschutzes nicht unbedingt im Konflikt zueinander stehen, sondern teilweise in die gleiche Richtung gehen. Wir haben ferner dem Förderkreis eine konstruktive Mitarbeit in einem gemeinsam getragenen Projekt angeboten, doch leider blieb dieser bei seiner, wie wir meinen, übereilten und (da nicht auf genauer Information beruhend) nicht genügend überlegten Ablehnung.
Uns liegen drei, von Profis erstellte Schätzungen für die Kosten der Erweiterung vor. Der grobe Mittelwert dieser Schätzungen liegt bei 500 000 DM. Die von der Stadtverwaltung propagierten Kosten von 1 Million DM sind daher weit übertrieben. Außerdem ist von der Stadt die durch nichts zu rechtfertigende Forderung aufgestellt worden, Bürger sollten einen beträchtlichen Teil der Kosten beisteuern. Dies wird unsererseits entschieden abgelehnt. Nach dem gleichen Prinzip müssten z.B. Ulms Radfahrer für die Erweiterung der Ulmer Radwege spenden! Es ist eine ureigene Aufgabe der Stadt Ulm, als Halter der Tiere für eine möglichst artgerechte Unterbringung ihrer Bären zu sorgen und wir denken, dass es Ulm nicht nötig hat, Tierschützer zum Betteln für die Zwecke der Stadt zu schicken.
Die Aktionsgruppe Biber, die sich seit zwei Jahren intensiv für die Ulmer Bären einsetzt, betont bei der Suche nach Alternativlösungen, dass sie sich nicht mit halbherzigen Lösungen abspeisen lassen will. Trostpflaster für Tierschützer werden wir nicht akzeptieren. Hierin fühlen wir uns bestärkt durch die Unterstützung eines großen Teils der Ulmer Bevölkerung. Insbesondere fühlen wir uns gegenüber den über 6000 Bürgern verpflichtet, die uns mit ihrer Unterschrift unter einem Aufruf an die Stadt einen moralischen Auftrag gegeben haben.
Wir sind der Meinung, dass die Bärenanlage als Visitenkarte der Stadt Ulm ein wichtiges Thema im kommenden kommunalen Wahlkampf darstellt, und werden die Öffentlichkeit über die Auffassungen der einzelnen Kandidaten informieren. Entsprechende Schreiben an ca. 100 Kandidaten sind bereits verschickt.
Mit freundlichen Grüßen
(i.A. Dr. Pedro de la Fuente)