Gehalten am 16. Oktober 1999
von Dr. Pedro de la Fuente,
Sprecher der Aktionsgruppe Biber

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

Die Zeit ist reif! Die Zeit ist reif für die Renovierung des Fort Friedrichsau und für die Erweiterung des Bärenzwingers zu einem Freigehege, das diesen Namen auch verdient. Über 6000 Bürger haben uns das bereits mit ihrer Unterschrift bestätigt.

Für eine Stadt, die Spitze im Süden sein will, sollte es eine Selbstverständlichkeit sein, diesen Schandfleck aus der Welt zu schaffen. Der jetzige Gemeinderat ist mit überwältigender Mehrheit dieser Meinung, der nächste wird es auch sein. Herr Ivo Gönner hat mit mir persönlich vor 8 Jahren, als er noch nicht Oberbürgermeister war, von der Notwendigkeit des Ausbaus des Zwingers ins Fort Friedrichsau hinein gesprochen. Herr Gönner, Ihre erste Amtszeit ist bald um und Sie sollten noch in dieser Amtszeit Ihr Wort halten. Das ist eine Ehrenschuld! Und damit Sie daran erinnert werden, haben wir eine Mahnwache organisiert und werden mit gutem Beispiel vorangehen und symbolisch den ersten Spatenstich tun.

Die Aktionsgruppe Biber hat sich die Verbesserung des Tierschutzes in Ulm und Neu-Ulm zur Aufgabe gemacht. Gewisse Verbesserungen im Ulmer Aquarium gehen auf unseren Einsatz zurück. Nun haben wir uns die Durchsetzung der Erweiterung des Zwingers zur Aufgabe gemacht und wir werden so lange nicht locker lassen, bis dies erreicht ist. Die Stadt soll gar nicht erst versuchen, die Angelegenheit auszusitzen!

Bei unserem Einsatz hatten wir bisher stets eine wohlgesonnene Presse und wir bedanken uns ausdrücklich dafür. Die Presse war und ist uns eine entscheidende Hilfe bei unserer politischen Lobby-Arbeit für die Tiere.

Erlauben Sie mir jedoch einen Kommentar zu einem kürzlich erschienenen Kommentar in der meistgelesenen Zeitung in Ulm.:

Gerne lassen wir uns "übertriebenen Tätigkeitsdrang" vorwerfen, wenn es darum geht, den Bären zu helfen. In der Tat versuchen wir, die Stadt unter Druck zu setzen. Sie hat ja ohne Druck jahrzehntelang nichts getan. Aber uns wird in dem Kommentar "Erpressung", also eine Straftat, vorgeworfen! Wir haben niemand "erpresst" oder auch sonst strafbar gehandelt.

Wir haben auch nicht gegen das Tierhilfswerk gehetzt, wie uns vorgeworfen wird, sondern den Leuten, die uns zu einer Zusammenarbeit mit einer dem Tierhilfswerk nahestehenden Organisation geraten haben, erklärt, warum wir das nicht möchten. Das geschah beispielsweise anhand der Niederschrift eines SAT1-Berichts (vom 12. April 99). So heißt es in dem Bericht u.a. "Die Staatsanwaltschaft Memmingen hat (...) bestätigt, dass auch wegen der Bildung einer kriminellen Vereinigung ermittelt wird."

Wir denken, es ist für Jedermann und Jederfrau mit auch nur einigermaßen gut ausgebildeten intellektuellen Fähigkeiten einleuchtend, dass wir vorsichtig sind. Auch, wenn uns eine Zeitungsreporterin gegenteilige Ratschläge gibt.

Dies hat mit "Konkurrenzdenken beim Tierschutz", den wir übrigens entschieden ablehnen, nicht das geringste zu tun. (Wer einen Blick in unsere Internet-Seiten wirft, wird übrigens erkennen, dass es keine Ulmer Tierschutzorganisation gibt, mit der wir nicht schon zusammengearbeitet hätten.)

Wir sind nicht so vermessen, zu behaupten, wir seien absolut sachkundig in Sachen Bären. Wir sind nicht so vermessen, zu behaupten, wir hätten es gar nicht nötig, uns zu informieren. Aber wir haben es in der Vergangenheit dort getan, wo es uns richtig erschien und wir werden dies auch weiterhin so halten. Gottseidank gibt es in Deutschland auch andere fachkundige Stellen! Wir habe einige davon in der Vergangenheit konsultiert haben und wir stehen mit ihnen teilweise in regelmäßigem Kontakt. Beispielsweise hat die AG Zoo der Universität Bielefeld die Bärenhaltung in Ulm auf unser Betreiben hin untersucht und uns beraten.

Ich möchte es auf den Punkt bringen: Wir werden uns nicht von irgendwelchen schlecht informierten Leuten vorschlagen lassen, wo wir uns informieren sollten und wo nicht. Immerhin ist es unsere Freizeit und es ist nicht wenig Freizeit!!!

Ich möchte an dieser Stelle einen generellen Appell an die besagte Zeitung richten: Bitte legen Sie Redakteuren, die sich inzwischen mehrmals durch Unprofessionalität "hervorgetan" haben, das Handwerk. Mit Unprofessionalität meine ich:

  • schlechte Recherche
  • absichtliche Einseitigkeit
  • unqualifizierte Kommentare
  • Boshaftigkeit engagierten Bürgern gegenüber

Leute, die charakterlich so unreif sind, dass sie sichtlich die Macht genießen, die ihnen das Schreiben von bösen Kommentaren in der Zeitung gibt, kann keine verantwortungsvolle Zeitung brauchen.

Zumindest sollten besagte Redakteure bitte nicht über Tierschutz schreiben dürfen, denn sie erweisen diesem einen Bärendienst.

Soweit mein Kommentar.

Lassen Sie uns angenehmeren Dingen zuwenden:
Wir Biber möchten uns ganz herzlich beim Förderverein Bundesfestung e.V. bedanken für die Teilnahme an dieser Veranstaltung und für die Mithilfe. Leider ist der 1. Vorsitzende Dr. Schäuffelen verreist und so möchte ich Ihnen Herrn Burger vorstellen und ihm das Wort erteilen. Zuvor hätte ich aber noch gerne ein paar Worte zum Denkmalschutz gesagt: Wir respektieren dieses Denkmal ohne wenn und aber. Worte wie "Tierschutz geht vor Denkmalschutz" stammen nicht von uns und polarisieren die Angelegenheit unnötig. Wir meinen, dass sich die Interessen von Denkmalschutz und Tierschutz bis zu einem gewissen Grad decken und wir wollen in diesem Sinne mit dem Förderverein zusammenarbeiten. Es ist kein Zufall, dass wir den ersten Spatenstich in diesen Erdhaufen hinein machen, der das Denkmal verschandelt.

Herr Burger bitte, Sie haben das Wort!

(....)

Nun möchte ich symbolisch den ersten Spatenstich machen und darf Sie anschließend zu einem Bier einladen.

Ich danke für's Zuhören!

(Beim Spatenstich:)
Jetzt haben wir lange genug gewartet!
Wir fangen schon `mal an!

Möge die Renovierung des Forts und Erweiterung des Bärengeheges zu einer Verbesserung der Lebensqualität der Ulmer und ihrer Bären führen!