Aktionsgruppe Biber
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Umfrage zur
Ulmer Gemeinderatswahl 1999
zum Tierschutz
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Antworten von Kandidat
(SPD, Listenplatz 15)
Sehr geehrter Herr Dr. de la Fuente,
liebe Mitglieder der Aktionsgruppe Biber,
vielen Dank für Ihr Schreiben. Der Tierschutz ist mir neben dem allgemeinen
Natur- und Umweltschutz ein wichtiges Anliegen. Ich antworte Ihnen auch im
Auftrag der Gemeinderatskandidaten und -kandidatinnen der SPD-Liste, zu denen
ich gehöre. Bitte betrachten Sie die folgenden allgemeinen Antworten
als Äußerung aller Kandidaten und Kandidatinnen der Liste, sofern
nicht separate Antworten bei Ihnen eingehen.
Ich bin Ihnen dankbar, daß Sie sich im Tierschutz engagieren und antworte
Ihnen gerne auf Ihre Fragen:
Tierschutz
allgemein:
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Während alle anderen
Bundestagsfraktionen die Verankerung des Tierschutzes im Grundgesetz
befürworten, haben Teile der CDU/CSU-Fraktion noch Bedenken dagegen.
Wie ist Ihre Meinung?
Auf kommunaler Ebene hat die Verankerung des Tierschutzes
im Grundgesetz zwar wichtige Auswirkungen, kann dort angeregt und diskutiert
werden. Es kann jedoch kein direkter Einfluß darauf ausgeübt werden.
Ich bin der Meinung, daß das Tier als Bestandteil der Schöpfung
einen Platz im Grundgesetz bekommen sollte.
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Viele Tierschutz-Vorschriften
der EU sind als Kompromiß zwischen den Interessen mehrerer Länder
aus unserer Sicht viel zu lax, doch ist es stets möglich, national strengere
Vorschriften zu erlassen. Wären Sie dafür, daß Deutschland
beispielsweise bei der Geflügelhaltung oder bei Tiertransporten strengere
Vorschriften erläßt?
Dies ist unbedingt zu befürworten. Verstärkend
in diesem Zusammenhang kann sich eine verstärkte regionale Versorgung
mit Lebensmitteln auswirken, die z.B. Transporte wesentlich zurückgehen
ließen. Entsprechende Aktivitäten habe ich im Rahmen der Lokalen
Agenda Ulm 21 bereits angestoßen.
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Stellen Sie sich als Wahlplakat
ein Bild von Ihnen vor mit einem Tierschutz-Wahlslogan. Wie würde Ihr
Slogan lauten?
Artgerechte Tierhaltung ist unverzichtbar und sorgt
für gesündere Lebensmittel.
Tierschutz kommunal:
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Der Ausbau des derzeitigen Bärenzwingers zu einem
Freigehege, das diesen Namen auch verdient, wird derzeit von 34 der 40
Stadträte unterstützt. Außerdem haben wir über 6000
Unterschriften von Bürgern gesammelt. Der Denkmalschutz ist
grundsätzlich mit unseren Vorschlägen einverstanden. Sind Sie auch
für eine Erweiterung des Zwingers nach hinten hin in den Innenraum des
Fort Friedrichsau?
Will man die Bären weiter hier halten, ist eine
Vergrößerung der Freifläche des Geheges notwendig, um die
Tiere artgerecht halten zu können und ihnen mehr Erlebnisraum zu bieten.
Ob eine solche Erweiterung ins Fort hinein oder an anderer Stelle erfolgen
soll, ist eine Frage der Abwägung verschiedener Schutzgüter
untereinander sowie eine Kostenfrage.
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Die Stadt Ulm hat Rücklagen
in Höhe von 17 Millionen DM, die sie ursprünglich für die
neue Straßenbahn ausgeben wollte (und die jetzt wohl hauptsächlich
für den anderweitigen Ausbau des Nahverkehrs verwendet werden sollen).
Sind Sie angesichts dieser Tatsache der Meinung, daß sich die Stadt
Ulm den Ausbau des Bärenzwingers nicht leisten kann, der nach uns
vorliegenden Kostenschätzungen größenordnungsmäßig
500 000 DM, also 3% von obiger Summe, kosten dürfte?
Die Kosten sind von der Art der Erweiterung
abhängig. Ist diese beschlossen, können die Kosten kalkuliert werden.
Die Finanzierung kann durch Sponsorengelder, Sammelaktionen und durch einen
städtischen Beitrag bewältigt werden.
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In Heidelberg und Leimen (und
vielleicht auch anderswo) gilt für Hunde aus dem Tierheim eine zeitlich
befristete Hundesteuer-Befreiung. Wären Sie mit einer Hundesteuer-Reform
mit folgenden Eckwerten einverstanden:
- zeitlich befristete Hundesteuer-Befreiung für Tierheim-Hunde, z.B.
für 3 Jahre
- gleicher Steuersatz für Zweit-, Dritt- usw. -Hunde (statt doppeltem
Satz)
- keine Steuervergünstigungen bei gewerblich gehaltenen Hunden einschl.
solchen von Züchtern?
Wer einen Hund aus dem Tierheim aufnimmt, hilft
dort die Kosten zu reduzieren. Deshalb sollte er steuerlich befristet entlastet
werden. Die anderen steuerlichen Regelungen sollten nicht geändert werden.
Gewerbliche Hundehaltung belastet den öffentlichen Raum weniger, so
dass kaum Anlass für gleich hohe Steuern besteht.
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Das Tierheim in Ulm arbeitet
seit Jahrzehnten am Rande des Ruins, nicht weil schlecht gewirtschaftet wird,
sondern weil eine einigermaßen anständige Unterbringung der Tiere
seinen Preis hat. In letzter Zeit sind zwar die Zahlungen der Städte
und Landkreise ans Tierheim erhöht worden, sind Sie dennoch für
eine weitere Verbesserung der städtischen Hilfe, beispielsweise durch
Erlassen oder Rückspenden der Müllgebühren oder der Gebühren
für Strom/Wasser?
Zur Klärung dieser Frage benötigt
man eine genaue Aufstellung der Kosten. Für eine finanzielle
Unterstützung spricht, daß auch streunende Tiere für die
Allgemeinheit Kosten verursachen. Ein Beitrag zu den Ver- und Entsorgungskosten
ist denkbar.
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Die Katzenhilfe Ulm/Neu-Ulm
trägt durch ihre Kastrations- und Sterilisationskampagnen von wilden
Katzen dazu bei, die Zahl der Katzen in Ulm und Neu-Ulm zu verringern und
das Tierheim zu entlasten, ohne einen Pfennig Zuschüsse von kommunaler
Seite zu bekommen. Halten Sie einen solchen präventiven Ansatz für
unterstützungswürdig?
Sicher ist, daß die Zahl der streunenden
Katzen steigt, die Tiere Zwischenwirte für den Fuchsbandwurm sind und
Singvögel reißen. Eine Eindämmung der daraus resultierenden
Gefahren durch Kastration und Sterilisation ist wünschenswert.
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Die derzeitige Führung
der Blau im Stadtbereich birgt für Jung-Enten tödliche Gefahren.
So dürfte dieses Jahr kein einziges Entchen im Fischerviertel überlebt
haben. Würden Sie für ein kleines "Stadtqualitätsprogramm"
für Enten eintreten, d.h. für eine systematische Beseitigung von
Gefahrenstellen und evtl. für die Errichtung von Brutinseln?
In diesem Jahr haben Hochwasser-Situationen und
ungünstige klimatische Verhältnisse das Durchkommen von
Jungvögeln behindert. Unabhängig davon können an der Blau
weitere Abstürze beseitigt werden und an manchen Stellen flachere
Uferbereiche und Buhnen als Brutplätze geschaffen werden. Es gibt ein
städtisches Konzept zur Entwicklung der Blau, in das solche Ziele
eingearbeitet sind.
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Taubenkot ist
nachgewiesenermaßen kein besonderes hygienisches Problem, aber trotzdem
ein Problem. Viele Städte, darunter auch Ulm, versuchen, es mit einem
Taubenfütterungsverbot zu lösen. Tierschützer treten hingegen
für die flächendeckende(!) Einrichtung von Taubenhäusern (z.B.
in Schulen, Parkhäusern und anderen städtischen Gebäuden)
in denen Geburtenkontrolle dadurch betrieben wird, daß in den Nestern
echte Eier durch Gipseier ausgetauscht werden. Würden Sie im Fall Ihrer
Wahl einen derartigen Vorschlag unterstützen?
Dies ist ein dringliches Problem. An Taubenschwerpunkten
sollten Fütterungsverbote deutlich sichtbar aufgestellt, über
Wurfsendungen verteilt und die Beachtung überwacht werden.
Flächendeckende Aufstellung von Taubenhäusern und deren Betreuung
halte ich für nicht finanzierbar. Stattdessen sollten gezielt lästige
Brutstellen im Stadtgebiet z.B. unter Brücken reduziert oder der Zugang
mit Netzen verhindert werden. Ebenfalls sollte man die Möglichkeit nutzen,
an Brutschwerpunkten Futter mit die Fruchtbarkeit senkenden Hormonen auszulegen.
Mit freundlichen Grüßen
gez. Dr. Friederike Seydel
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