Aktionsgruppe Biber
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Umfrage zur
Ulmer Gemeinderatswahl 1999
zum Tierschutz
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Antworten von Kandidatin
(CDU, Listenplatz 6)
Sehr geehrter Herr de la Fuente,
zunächst einmal vielen Dank für Ihren Brief und die Zusendung der
Fragen, die ich gerne zu beantworten versuche. Ehrlich gesagt waren mir einige
Tatbestände nicht bekannt, beispielsweise die Punkte 8 bis 10, über
andere habe ich intensiver bisher noch nicht nachgedacht. Ihr Brief ist somit
eine sehr sinnvolle Massnahme.
Bitte sehen Sie es mir nach, dass ich den gesetzten Termin nur knapp einhalte
- wir waren bis Anfang September in Urlaub.
Tierschutz
allgemein:
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Während alle anderen
Bundestagsfraktionen die Verankerung des Tierschutzes im Grundgesetz
befürworten, haben Teile der CDU/CSU-Fraktion noch Bedenken dagegen.
Wie ist Ihre Meinung?
Grundsätzlich habe ich nichts gegen eine Verankerung
spezifisch des Tierschutzes im Grundgesetz. Allerdings frage ich mich angesichts
der Tatsache, dass in Artikel 20a des Grundgesetzes bereits der Umweltschutz,
der den Tierschutz umfasst, als Staatsziel formuliert ist, ob eine erneute,
spezifische Festlegung des Tierschutzes als Staatsziel tatsächlich notwendig
ist. Ich bezweifle, ob dies den Tierschutz wesentlich voranbringen würde.
Meine Aktivität würde sich vielmehr auf eine strikte Einhaltung
des seit 1986 bestehenden, 1998 novellierten Tierschutzgesetzes konzentrieren.
Ich glaube, daß hier durch Engagement mehr erreicht werden kann.
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Viele Tierschutz-Vorschriften
der EU sind als Kompromiß zwischen den Interessen mehrerer Länder
aus unserer Sicht viel zu lax, doch ist es stets möglich, national strengere
Vorschriften zu erlassen. Wären Sie dafür, daß Deutschland
beispielsweise bei der Geflügelhaltung oder bei Tiertransporten strengere
Vorschriften erläßt?
Ja. Ich bin generell der Meinung, dass Massentierhaltung
ein Unding ist. Unabhängig von den zum Teil extrem unnatürlichen
Lebensbedingungen für die Tiere, die ich ablehne, wird diese Form der
Tierhaltung auch uns Menschen in Zukunft einen Haufen Probleme bescheren.
Der durch diese Wirtschaftsform erforderliche Einsatz von Antibiotika hat
bereits zu Resistenzen bei bestimmten Erregern geführt, die nicht in
Griff zu bekommen sind. Dieses Problem ist noch viel zu wenig im
öffentlichen Bewußtsein verankert. Auch die Verwendung von Hormonen
und wachstumsfördernden Mitteln in der Massentierhaltung hat für
Menschen gesundheitsschädliche Folgen.
Was Tiertransporte angeht, so gelten in Deutschland bereits strengere
Vorschriften als in der EU, was ich persönlich begrüsse.
Überhaupt halte ich es für wenig sinnvoll, lebende Tiere kreuz
und quer durch die Lande zu fahren. Wenn schon ein Transport erfolgen muß,
dann besser erst nach der Schlachtung in Form von Fleisch.
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Stellen Sie sich als Wahlplakat
ein Bild von Ihnen vor mit einem Tierschutz-Wahlslogan. Wie würde Ihr
Slogan lauten?
Respekt gebührt der gesamten Schöpfung.
Tierschutz kommunal:
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Der Ausbau des derzeitigen Bärenzwingers zu einem
Freigehege, das diesen Namen auch verdient, wird derzeit von 34 der 40
Stadträte unterstützt. Außerdem haben wir über 6000
Unterschriften von Bürgern gesammelt. Der Denkmalschutz ist
grundsätzlich mit unseren Vorschlägen einverstanden. Sind Sie auch
für eine Erweiterung des Zwingers nach hinten hin in den Innenraum des
Fort Friedrichsau?
Zunächst ist mal die grundlegende Frage zu stellen,
ob in Ulm überhaupt Bären gehalten werden müssen. Sie sind
zwar nett anzuschauen, aber ich bin mir sicher, in Freiheit fühlen sich
Bären wohler. Wenn allerdings die einhellige Meinung besteht, dass dieses
Freigehege unbedingt erhalten werden muss, würde ich mich einer Erweiterung
nicht verschliessen, allerdings müsste die Finanzierung gesichert sein,
was zur nächsten Frage überleitet. Sie sprechen von Kosten in der
Größenordnung von einer halben Million. Ich kenne den Ulmer Haushalt
nicht im Detail, weiß aber um die intensiven Bemühungen, die Schulden
im Griff zu behalten bzw. zu bekommen. Wenn also eine Investition in dieser
Höhe getätigt wird, muss geklärt werden, ob das Geld nicht
an anderer Stelle fehlen oder welche andere Massnahme dafür gestrichen
wird. Insofern kann ich Ihre Frage nicht mit einem klaren "Ja" oder "Nein"
beantworten.
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Die Stadt Ulm hat Rücklagen
in Höhe von 17 Millionen DM, die sie ursprünglich für die
neue Straßenbahn ausgeben wollte (und die jetzt wohl hauptsächlich
für den anderweitigen Ausbau des Nahverkehrs verwendet werden sollen).
Sind Sie angesichts dieser Tatsache der Meinung, daß sich die Stadt
Ulm den Ausbau des Bärenzwingers nicht leisten kann, der nach uns
vorliegenden Kostenschätzungen größenordnungsmäßig
500 000 DM, also 3% von obiger Summe, kosten dürfte?
(siehe Antwort auf Frage 4)
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In Heidelberg und Leimen (und
vielleicht auch anderswo) gilt für Hunde aus dem Tierheim eine zeitlich
befristete Hundesteuer-Befreiung. Wären Sie mit einer Hundesteuer-Reform
mit folgenden Eckwerten einverstanden:
- zeitlich befristete Hundesteuer-Befreiung für Tierheim-Hunde, z.B.
für 3 Jahre
- gleicher Steuersatz für Zweit-, Dritt- usw. -Hunde (statt doppeltem
Satz)
- keine Steuervergünstigungen bei gewerblich gehaltenen Hunden einschl.
solchen von Züchtern?
Eine zeitliche befristete Hundesteuer-Befreiung
für Tierheim-Hunde halte ich für gut und sinnvoll. Bei gewerblich
gehaltenen Hunden, einschließlich solchen von Züchtern, keine
Steuervergünstigungen zu gewähren, finde ich ebenfalls richtig.
Mit einem gleichen Steuersatz für Zweit- und Dritthunde etc. bin ich
allerdings nicht einverstanden. Ich befürworte einen doppelten Satz
für Zweithunde, da wohl in den seltensten Fällen die
Platzverhältnisse so sind, dass man das Halten von mehreren Hunden
unterstützen sollte. Ich denke auch an die immer beengteren
Verhältnisse in unseren Städten und die Probleme, die das Vorhandensein
vieler Hunde mit sich bringen kann, so dass ich der Meinung bin, dass eine
solche Steuer auch lenkenden Einfluss hat. Ich bin jedoch gerne bereit, mir
Ihre Argumente für eine Absenkung anzuhören und mit Ihnen zu
diskutieren, da ich möglicherweise nicht alle Aspekte bedacht habe.
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Das Tierheim in Ulm arbeitet
seit Jahrzehnten am Rande des Ruins, nicht weil schlecht gewirtschaftet wird,
sondern weil eine einigermaßen anständige Unterbringung der Tiere
seinen Preis hat. In letzter Zeit sind zwar die Zahlungen der Städte
und Landkreise ans Tierheim erhöht worden, sind Sie dennoch für
eine weitere Verbesserung der städtischen Hilfe, beispielsweise durch
Erlassen oder Rückspenden der Müllgebühren oder der Gebühren
für Strom/Wasser?
Das Tierheim Ulm ist ganz sicher eine wichtige
Einrichtung, obwohl es eigentlich sehr bedauerlich ist, dass es so eine
Einrichtung überhaupt geben muss. Daher findet es meine Zustimmung,
dass die finanzielle Förderung von seiten der Städte und Landkreise
erhöht wurde. Sollte weitere Unterstützung nötig sein, halte
ich das Erlassen von Gebühren für einen möglichen Weg, der
im Kontext zu prüfen ist. Wichtig ist meines Erachtens auch
Unterstützung bei der möglichst raschen Vermittlung der Tiere in
gute Privathände.
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Die Katzenhilfe Ulm/Neu-Ulm
trägt durch ihre Kastrations- und Sterilisationskampagnen von wilden
Katzen dazu bei, die Zahl der Katzen in Ulm und Neu-Ulm zu verringern und
das Tierheim zu entlasten, ohne einen Pfennig Zuschüsse von kommunaler
Seite zu bekommen. Halten Sie einen solchen präventiven Ansatz für
unterstützungswürdig?
Dieser präventive Ansatz ist sicher
äußerst sinnvoll und ich halte ihn auch für
unterstützungswürdig
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Die derzeitige Führung
der Blau im Stadtbereich birgt für Jung-Enten tödliche Gefahren.
So dürfte dieses Jahr kein einziges Entchen im Fischerviertel überlebt
haben. Würden Sie für ein kleines "Stadtqualitätsprogramm"
für Enten eintreten, d.h. für eine systematische Beseitigung von
Gefahrenstellen und evtl. für die Errichtung von Brutinseln?
Mir war nicht bekannt, dass die Führung der Blau
tödliche Gefahren für Jungenten birgt. Daher kenne ich auch nicht
die Gefahrenstellen und was beseitigt werden muss. Zur Beantwortung dieser
Frage bräuchte ich mehr Hintergrundinformationen.
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Taubenkot ist
nachgewiesenermaßen kein besonderes hygienisches Problem, aber trotzdem
ein Problem. Viele Städte, darunter auch Ulm, versuchen, es mit einem
Taubenfütterungsverbot zu lösen. Tierschützer treten hingegen
für die flächendeckende(!) Einrichtung von Taubenhäusern (z.B.
in Schulen, Parkhäusern und anderen städtischen Gebäuden)
in denen Geburtenkontrolle dadurch betrieben wird, daß in den Nestern
echte Eier durch Gipseier ausgetauscht werden. Würden Sie im Fall Ihrer
Wahl einen derartigen Vorschlag unterstützen?
Auf den ersten Blick erscheint mir dieser Vorschlag
recht sinnvoll, so dass ich dieses Vorgehen unterstützen könnte.
Wieviele Taubenhäuser bräuchte man denn in Ulm und wer wäre
denn zum Beispiel bei einer derartigen Massnahme für den Austausch der
Eier verantwortlich?
Mit freundlichen Grüssen
(gez. Karin Graf)
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