Aktionsgruppe
Biber

Schwörhausgasse 11
89073 Ulm
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Aktionsgruppe Biber • Schwörhausgasse 11 • 89073 Ulm

Herrn Oberbürgermeister
Ivo Gönner
Rathaus

89073 Ulm

Ulm, den 8. Dezember 1999

Tierschutz / Bären in der Friedrichsau

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

zunächst möchten wir unsere Gratulation aussprechen zu Ihrer Wiederwahl am letzten Sonntag und insbesondere auch für das Super-Ergebnis.

Nach unserem Gespräch bei der Übergabe der 7000 Bürgerunterschriften am 1. Dezember haben wir untereinander beraten und sind zu dem Schluss gekommen, dass die Bärenanlage eine (wenn auch traurige) Attraktion in der Friedrichsau darstellt und dass ein Friedrichsau-Konzept ohne Bären-Konzept eine halbe Sache ist, für die kaum vernünftige Begründungen zu finden sein werden. (Die Begründung, dass man in Ruhe nach der besten Bären-Lösung suchen will, ist fast schon fadenscheinig, wenn man bedenkt, dass Handlungsbedarf seit vielen Jahren besteht und dass die Stadt dem Gemeinderat ein Gesamtkonzept, das die Bären einschließt, bereits vor einem Jahr zugesagt hat.)

Wir denken, dass sich die Trennung und die weitere (viel zu große) Verschiebung der Behandlung der Bärenfrage allenfalls dadurch rechtfertigen ließe, dass man bis zum Frühjahr ein "Tierschutzkonzept Ulm" zur Verabschiedung im Gemeinderat erarbeitet und die Bärenfrage dort einbettet. Andere Themen wären hierbei z.B. tierschutzgerechtere Novellierung der Hundesteuer, Beseitigung von Gefahrenstellen für Jung-Enten in der Blau, Errichtung von Taubenhäusern nach Aachener Modell, finanzielle Tierheimsanierung... Falls die Stadt und die anderen Beteiligten damit einverstanden sind, würden wir in einer Art Federführung für die Tierschützer-Seite einen ersten Entwurf erarbeiten. Bitte teilen Sie uns mit, was Sie von unserem Vorschlag halten.

Was die von Ihnen angesprochene Möglichkeit des seitlichen Ausbaus des Zwingers anbelangt, dürfen wir auf unsere Stellungnahme vom 04.09.1999 verweisen, die wir seinerzeit auch Ihnen haben zukommen lassen und die wir der Einfachheit halber noch einmal beifügen. Zu ergänzen ist, dass laut Schreiben von Dr. Lydia Kolter (Zoo Köln) vom 16.11.1999 weitere Forschungen zu erhöhten Platzempfehlungen führen könnten und dass "es besser ist, sich auf die sichere Seite zu begeben, sofern man den Platz dazu hat, und eine natürlich bewachsene Anlage von deutlich mehr als 1000 m² zu schaffen." In einem persönlichen Telefongespräch mit uns hat sie ferner gemeint, dass auch durch die derzeitige Verbesserung der Haltungsbedingungen in manchen deutschen und internationalen Zoos der Druck der öffentlichen Meinung auf die restlichen Zoos und Tierparks steigen wird, nachzuziehen. Inzwischen ist die Anlage in Augsburg (endlich!) verbessert, so dass im Moment die Ulmer Bärenhaltung unserer Einschätzung nach die wohl schlechteste im süddeutschen Raum sein dürfte.

Auf eine weitere Aussage von Frau Dr. Kolter, die für die Stadt nicht unerheblich sein dürfte, möchten wir auch aufmerksam machen: Sie schreibt, dass der Personalaufwand für eine artgerechte Bärenhaltung mit größer werdender Gehegefläche kleiner wird. Diese zunächst paradox erscheinende Tatsache deckt sich auch mit der im Ulmer Aquarium vertretenen Ansicht, wenn auch die Begründung unterschiedlich ist. So wird im Artikel "Frühlingserwachen in der Au" in der Schwäbischen Zeitung vom 5.3.99 u.a. die Meinung vom Chef des Ulmer Aquariums Horst Ringhut wiedergegeben, größere Bärengehege machten weniger Arbeit. H. Ringhut wird wörtlich zitiert mit: "beim kleinen müssen Sie doch jedes Scheißdreckle gleich ausführen."

Mit freundlichen Grüßen

(i.A. Dr. Pedro de la Fuente)

Anlagen

Kopie:

Dr. Peter Laipple, Stadt Ulm/Grünflächenabt.
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