|
23. Februar 2000
Die Bären gehören nach Ulm wie das Münster
Stadträte sprechen sich gegen Verwaltungsentwurf aus
Schützenhilfe von der Stuttgarter "Wilhelma"
Von unserem Redaktionsmitglied Michael Loerke
Ulm
Aufatmen bei der Aktionsgruppe Biber: Die Bären bleiben in Ulm. In
seltener Einigkeit hatten die Stadträte ein Herz für die Tiere
gezeigt. Die drei Bären gehören nach Ulm wie das Münster,
lautete der Tenor quer durch alle Fraktionen.
Mehr noch: Für Meister Petz werden bessere Haltungsbedingungen angestrebt,
die Erweiterungspläne in der Friedrichsau überprüft. Rat und
Tat hat die "Wilhelma" in Stuttgart angeboten. Ulm ist gewiss nicht Spitze,
wenn es um die Bärenhaltung geht. Diese Worte stammten von Dr. Peter
Laipple, Gartenamtsleiter und seit 18 Jahren zuständig für die
Tiere, weshalb er sich als "oberster Bärenhirte" bezeichnete. Von den
vier Varianten, der er vorstellte, kam eine überhaupt nicht an. Sie
lautete: Die Bären weggeben, freilich mit einer nicht unerheblichen
Mitgift. Auf dass es den Tieren irgendwo besser gehe als in einer anderen
Stadt. "Kein Mensch baut mehr ein Gehege, in dem Bären präsentiert
werden", so Laipple. Er stieß damit auf den erbitterten Widerstand
der Vertreter der Aktionsgruppe Biber, die am Ratstisch Platz nehmen durften.
Vorsitzender Dr. Pedro de la Fuente forderte die Einrichtung einer Kommission,
die sich mit der Frage befasst. "Wer Bären hat, hat ein Problem." Damit
meinte er, dass die Stadtverwaltung den Gedanken verwerfen könne, die
Tiere an einen "besseren Platz" zu geben. Denn für sie bestünde
nirgends Bedarf. Stattdessen sollten die Ulmer Bären in ihrem Gehege
bleiben, das professionell hergerichtet werden könne. Beispielsweise
mit Baumstämmen und anderem Spielzeug. oder anderem Spielzeug. Ebenso
seien zwei Tierpfleger notwendig. Weil bald neue Richtlinien gelten, bringe
eine Erweiterung momentan nicht viel. Und wenn, dann sollte das Gelände
beim Aquarium in Betracht gezogen werden, so dass eine artgerechte Tierhaltung
zustande kommt. Ansonsten empfahl er den Stadträten, das "Bärenmodell"
sanft auslaufen zu lassen. "Aber da brauchen Sie ein dickes Fell. Das kann
20 Jahre dauern. Und so lange haben Sie die Aktion Biber am Hals", brachte
er zur Erheiterung aller vor.
Um eine Attraktion ärmer
Die Meinung der Fraktionen war einheitlich wie selten. Herbert Dörfler
(CDU) betonte, dass die Bären in die Friedrichsau gehörten, andernfalls
wäre sie um eine Attraktion ärmer. Vom "pädagogischen"
Bärenprogramm zeigte er sich angetan. "In Ulm haben die Bären
Schonzeit. Und das freut mich", so treffend drückte sich sein
Fraktionskollege Siegfried Keppler aus. Nur Dr. Thomas Kienle vertrat die
Auffassung der Stadtverwaltung, weshalb er sich bei der Abstimmung als einziger
enthielt.
|